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Der Mann für´s Leben? Der Richtige? Traumprinz?

Die Checkliste, was den Traumprinzen ausmacht, der auch nach dem Retten mit dem weißen Pferd noch im Schloss mit einziehen soll, ist lang. Immerhin will er geheiratet werden – und das wollen wir allerhöchstens einmal in unserem Leben tun! Grund genug, sich die Sache genauestens zu überlegen.

Gestern rief mich ein Freund an, der, völlig am Boden zerstört, erklärte, seine Freundin hätte ihn rausgeschmissen. ,,Es würde einfach nicht passen“, war ihre Aussage. Doch nach längerem Forschen meinerseits drängte sich mir hartnäckig der Verdacht auf, dass die gute Dame eine Erziehungsmaßnahme unter dem Wort ,,Rauswurf“ tarnt.
Die beiden sind verlobt.

Ein anderer Freund scherzt des Öfteren: ,,Und nach drei Monaten fängt die Frau an, dich zu ändern!“. Das sagt er aber immer mit einer gewissen Bitterkeit und auch mir wird irgendwie leicht übel, wenn ich daran denke, dass ich mit jemanden zusammen bin, den ich nicht so nehmen kann, wie er ist. Ist das Liebe?
Oder sollte man sich nicht mal fragen, ob man vielleicht nur die Illusion liebt, das Bild, welches man von dem Menschen hat, dem dieser aber einfach nicht standhalten kann. Und aus diesem Grund wird dann solange an dem Männeken herum gewerkelt, bis er zumindest ansatzweise der Zuckerwatten-Illusion entspricht. Naja.

Problematisch ist nur die Tatsache, dass solche Menschen oftmals dann sogar wirklich heiraten. Sich die Liebe, das Ja-Wort und die guten und schlechten Zeiten versprechen, obwohl sie eigentlich jemand anderen heiraten – nämlich den ,,Schattenmann“, der Traumprinz, von dem sie glauben, es gibt ihn nicht. Aber der Mann, dem sie gerade ihr Leben versprechen, ist ihnen – übertrieben – irgendwie fremd.

,,Als ich ihn kennen lernte, hatte ich einfach das Gefühl, endlich nach Hause zu kommen.“ Sagt eine Freundin von mir, die jetzt seit neun Jahren mit ihrem Göttergatten verheiratet ist. Neun Jahre und sie erscheint mir manchmal immer noch wie ein verknallter, bezahnspangter Teenager, der gerade zum ersten Mal Sex hatte. Und ich glaube, dieser letzte kleine Funke ist es, was die Liebe, das Heiraten und vielleicht – im großen, philosophischen Sinn 😉 – sogar das ganze Leben ausmacht. Der einfach keinen Zweifel zulässt. Der den Menschen an deiner Seite auch in stinkenden Socken attraktiv erscheinen lässt – und das auch nach zehn oder zwanzig Jahren, wenn die Verliebtheit nachgelassen hat und aus Verliebten wieder normale Menschen geworden sind.

,,Liebe ist wie ein Garten. Der hört auch nicht auf, zu wachsen.“ – Gerade in einem Buch gelesen und dachte mir, das Ziatat passt noch ganz gut in den heutigen Beitrag. Und zu einem wachsenden Garten gehört eben auch Unkraut.
Ich finde es immer traurig, wenn in einer Beziehung einer nicht für das geliebt wird, was er ist, sondern für die Möglichkeit, was er mal werden könnte, wenn er sich dem anderen anpasst. Doch da wurde der Sinn einer lebendigen, glücklichen Partnerschaft – und lebenslanger Ehe – nicht verstanden.

Helena