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Die Qual der Namenswahl

„Ich nenne ihn Hundi!“, strahlt der dreijährige Max und hält seinen neuen Stoffhund stolz an den Ohren hoch. Das Bedürfnis, wichtige Personen in der Umgebung (manchmal auch Autos oder Stofftiere) mit Namen zu belegen, scheint angeboren. Ein Name ist das erste, was Eltern ihren Kindern schenken. Ein Name ist Zeichen dafür, dass die Einzigartigkeit eines Wesens erfasst und gewürdigt wird.
Alexander ist immer ein Sieger.

Hören wir einen Namen, erzeugt dieser in uns automatisch ein „Vorurteil“. Wir schließen aus dem Klang auf Alter, Herkunft oder auch Bildungsgrad, ohne die Person überhaupt zu kennen. Einen Leon schätzen wir jünger als einen Karl-Heinz, eine Ursula strenger und herrischer als eine Marie. Alexander wird mit Durchsetzungskraft und Optimismus assoziiert. Kevin, obwohl ein alter irischer Name, der sogar auf einen Ritter der Tafelrunde zurückgeht, ist in Deutschland unbeliebt. Der ziemlich hohe Anteil an „verhaltensoriginellen“ Kevins in diversen Erziehungsformaten im Fernsehen hat sicher seinen Teil dazu beigetragen.

„Müüüür-Go! Essen is feddich!“

Doch nicht nur der Klang des Namens sollte berücksichtigt werden. Namen, die hörbar aus einem anderen Kulturkreis stammen, nötigen das Kind und den späteren Erwachsenen vielleicht zu wiederkehrenden Erklärungen: „Nein, ich stamme nicht aus der Türkei, obwohl ich Mehmet heiße. Meine Eltern auch nicht. Da gab es mal diesen Fußballspieler…“. Anders natürlich, wenn Kind oder Eltern einem nicht-deutschen Kulturkreis entstammen: Die Verleihung eines entsprechenden Namens drückt hier Stolz auf die eigenen Wurzeln aus. Dass eine Bettina es auf dem heutigen Ausbildungsmarkt immer noch leichter hat als eine Aisha, liegt leider wieder einmal an den Vorurteilen, die Personalentscheider mit Namen verbinden: Hier müsste sich in den Köpfen etwas bewegen, nicht in der Namenswahl. Auch wenn es um Namen geht, die keine erkennbaren fremdländischen Wurzeln haben, sollte man bedenken, was das Leben und die Umgebung aus dem Namen machen können. Sie wollen nicht, dass Ihr Kind „Müüür-Go“, „Maddin“ oder „No-Huul“ heißt? Dann sollten Sie im süddeutschen Raum darauf verzichten, Ihr Kind Mirko, Martin oder Noel zu nennen. „Schantalle“ ist ja sowieso längst ein Klassiker.

Ben Müller, Ben Meier und Ben Hur

Experten raten dazu, den Vornamen auch an den Nachnamen anzugleichen. Vornamen, die auf einen Vokal enden, sollten nicht mit Nachnamen, die auf Vokal beginnen, kombiniert werden. Demnach wäre eine „Iris Auermann“ die bessere Wahl als „Andrea Auermann“. Nachdem der Nachname sich (neuerdings auch bei Männern immer häufiger) aber durch Heirat möglicherweise ändern lässt, der Vorname aber bestehen bleibt, sollte dies nicht das entscheidende Kriterium sein. Beliebte Vornamen haben den Vorteil, von vielen Menschen mit positiven Inhalten verknüpft zu werden. Allerdings sind, je nach Generation, die Schulhöfe voll davon – Mia oder Ben, Jahrgang 2011, werden ihren Namen also kaum für sich alleine haben. Dies gilt für die bisher zehn beliebtesten Jungen- und Mädchennamen: neben Mia sind das Hanna, Emma, Lea, Anna, Leonie, Marie, Lena, Sophia und Lina. Bei den Jungen folgen auf Ben: Leon, Lucas, Jonas, Maximilian, Finn, Felix, Paul, Luis und Luca. Alexander, ein Lieblingsname über viele Jahre hinweg, findet sich derzeit nur auf Platz 19 der Hitliste – vielleicht, weil es schon genug Alexander auf den deutschen Schulhöfen gibt.

Fotourheber: Robert Wilson – Fotolia

Helena