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Mutproben bei Jugendlichen – Regenwürmer essen war gestern

Wenn man 14 oder 15 ist, was fängt man mit seiner Freizeit an? Und vor allem: wie kann man seinen Freunden imponieren? Früher reichte es, wenn man einen Regenwurm verschluckte oder den Hund vom Nachbarn reizte. Diese Zeiten sind längst vorbei.

Heute sehen die Mutproben bei Jugendlichen etwas anders aus. S-Bahn-Surfen war mal „spektakulär“, aber ist vielen Jugendlichen nicht mehr „Kick“ genug. Heute muss es schon das Überqueren einer viel befahrenen Autobahn sein oder so genannte Ohnmachtsspiele, bei denen sich die Jugendlichen absichtlich in die Bewußtlosigkeit bringen. Oft spielt bei solchen Mutproben Alkohol eine große Rolle, man trinkt sich sozusagen Mut an. und auch das kann zur Mutprobe ausarten, wenn es zum Komasaufen wird.

Mädchen sind zurückhaltender

Im jungen Alter, zwischen 9 und 12,  sind solche Mutproben häufig eher ungefährlicher Natur, es gibt aber große Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen. Während Mädchen eher mal eine Tafel Schokolade im Supermarkt klauen oder im Dunkeln über den Friedhof laufen, gehen Jungen eher nach dem Motto je spektakulärer desto besser. Nicht selten sind solche Mutproben riskant und können auch tödlich enden.

Studien zeigen die Bandbreite der Mutproben

Dr. Maria Limbourg von der Universität Duisburg-Essen hat sich in einer Untersuchung ausführlich mit dem Thema Mutproben bei Jugendlichen beschäftigt und festgestellt, dass die Meisten als Grund nicht das Ansehen bei Freunden in den Vordergrund stellen, sondern dass vor allem der Spaß und das Ausprobieren überwiegen. Eine nicht unwesentliche rolle wird aber mit sicherheit auch die Gruppendynamik spielen.

Wer ist eigentlich schuld?

Die meisten Jugendlichen sind klassische Nachahmungstäter: was man bei selbst gedrehten Internetvideos oder in Fernsehsendungen zu sehen bekommt, ist cool. Die Videos werden aufs Handy geladen und unter den Kumpels herumgezeigt, und auch wenn oft genug vor Nachahmung gewarnt wird, ist der Reiz des Ausprobierenwollens einfach zu groß. Und die Erwachsenen sind oft hilflos. Einer schiebt dem anderen den schwarzen Peter zu: die Eltern machen die Politik verantwortlich, sie würde an der Jugend sparen und zu wenig Geld in Freizeiteinrichtungen investieren. Die Politik nimmt im Gegenzug die Eltern in die Verantwortung, sie würden ihrer Aufsichts- und Sorgepflicht nicht nachkommen.

Wer bei all diesen Diskussionen allerdings auf der Strecke bleibt, sind die Jugendlichen selbst. Denn das Problem ist hausgemacht. Denn eigentlich hält uns die Jugend nur einen Spiegel vor: in einer Gesellschaft, in der das Motto „Höher, schneller, weiter“ lautet, lockt man mit Regenwürmer essen keinen mehr hinterm Ofen vor.

Helena