Schritt für Schritt: So lernen Kinder den richtigen Umgang mit Geld
Wann ist der richtige Zeitpunkt, mit Kindern über Geld zu sprechen? Ab wann sollten sie Taschengeld bekommen und wie viel? Wer Kinder auf das Leben vorbereiten möchte, kommt um das Thema Finanzen nicht herum. Doch statt komplizierter Erklärungen braucht es vor allem eins: Zeit, Geduld und gemeinsame Erfahrungen.
Kinder haben oft früh ein Gespür dafür, was Dinge kosten; zumindest im Vergleich: „Das ist teuer!“, „Das gibt’s im Angebot!“ – Doch was dahintersteckt, erschließt sich erst nach und nach. Gerade in einer Welt voller Konsumangebote ist es hilfreich, den Umgang mit Geld nicht dem Zufall zu überlassen. Einen ersten praxisnahen Einstieg mit vielen Impulsen für den Familienalltag bietet dieser Beitrag der BKK GILDEMEISTER SEIDENSTICKER. Weitere praktische Tipps und fünf einfache Wege, wie Kinder Geld verstehen lernen, sind nachfolgend ausführlich beschrieben.
Taschengeld: kleines Budget mit großer Wirkung
Taschengeld ist mehr als nur ein Bonus, es ist ein Lernfeld. Wer regelmäßig einen kleinen Betrag bekommt, lernt, Entscheidungen zu treffen: Ausgeben oder sparen? Jetzt oder später? Wichtig ist, dass das Geld frei zur Verfügung steht. So lernen Kinder, die Konsequenzen ihrer Entscheidungen zu tragen, in einem geschützten Rahmen.
Wie viel Taschengeld ist in welchem Alter sinnvoll?
Natürlich hängt die genaue Höhe immer auch von den finanziellen Möglichkeiten der Familie ab sowie auch davon, ob Kinder bereits größere Ausgaben eigenverantwortlich tätigen sollen (z. B. Kleidung, Freizeit, Smartphone etc.). Als Orientierung gelten diese Empfehlungen:
- 4 bis 5 Jahre: ca. 0,50 € pro Woche
- 6 bis 7 Jahre: ca. 1,00 bis 1,50 € pro Woche
- 8 bis 9 Jahre: ca. 2,00 bis 3,00 € pro Woche
- 10 bis 11 Jahre: ca. 10 bis 15 € pro Monat
- 12 bis 13 Jahre: ca. 15 bis 20 € pro Monat
- 14 bis 15 Jahre: ca. 20 bis 25 € pro Monat
- 16 bis 17 Jahre: ca. 25 bis 35 € pro Monat
- ab 18 Jahren: nach individueller Absprache, z. B. 50 bis 70 € monatlich, wenn größere Eigenverantwortung besteht
Wichtig: Je jünger das Kind, desto sinnvoller ist eine wöchentliche Auszahlung, damit der Zeitraum überschaubar bleibt. Ab etwa zehn Jahren kann monatlich gezahlt werden, das trainiert zusätzlich das Einteilen größerer Beträge.
Über Geld sprechen, auch wenn’s knapp ist
Kinder merken schnell, wenn das Geld knapp ist. Umso wichtiger ist ein offener, altersgerechter Umgang damit. Erkläre zum Beispiel, warum manche Wünsche warten müssen oder warum nicht alles auf einmal geht. So entsteht Verständnis und langfristig auch Dankbarkeit. Geldgespräche sind keine Tabus, sie sind Alltagstraining. Hier ein Beispiel, wie so ein Gespräch laufen könnte:
Kind: „Mama, können wir heute nach der Schule in den Spielzeugladen? Ich hab da was gesehen, das will ich unbedingt haben!“
Mutter: „Ich weiß, Du hast Dir das wirklich gewünscht. Aber wir müssen gerade ein bisschen aufs Geld achten, weil am Monatsanfang viele Rechnungen fällig waren.“
Kind: „Heißt das, wir haben gar kein Geld mehr?“
Mutter: „Doch, aber wir überlegen gut, wofür wir es ausgeben. Das ist wie bei Deinem Taschengeld. Wenn Du alles auf einmal ausgibst, reicht es nicht für später. Ich spare gerade lieber auf neue Schuhe für Dich und den Einkauf fürs Wochenende.“
Kind: „Aber das Spielzeug ist bestimmt bald weg …“
Mutter: „Vielleicht. Aber wie wäre es, wenn wir zusammen schauen, wie viel Du schon gespart hast? Und wenn Du möchtest, legen wir ein Sparziel fest. Dann weißt Du genau, wann Du es Dir selbst leisten kannst.“
Kind: „Okay … Dann schreibe ich es auf meine Wunschliste und spare weiter!“
Mutter: „Super Idee. Und weißt Du was? Wenn Du magst, zeige ich Dir auch, wie ich meinen Einkaufszettel plane, dann machen wir das gemeinsam.“
Dieses Beispiel zeigt: Es geht nicht darum, alles zu ermöglichen – sondern darum, gemeinsam zu reflektieren, zu priorisieren und Verantwortung zu üben.
Was zählt, wenn Geld nicht alles ist
Finanzielle Bildung bedeutet auch Wertebildung. Wer teilt, gebraucht statt neu kauft oder bewusst auf Konsum verzichtet, vermittelt wichtige Impulse. Noch stärker wirkt das eigene Verhalten: Wie sprichst Du selbst über Geld? Was ist Dir wichtiger, günstig oder fair? Kinder hören mit und übernehmen mehr, als uns oft bewusst ist:
- Flohmarkt statt Neukauf: Gemeinsam Kleidung oder Spielzeug gebraucht kaufen und erklären, warum das nachhaltig ist und Geld spart. Kinder merken: Neu ist nicht immer besser.
- Teilen im Alltag üben: Ob beim Kuchenstück, beim Spielzeug oder in der Familie. Wer bewusst teilt, vermittelt Großzügigkeit und ein gesundes Verhältnis zu Besitz.
- Einkaufsentscheidungen begründen: Kindgerecht erklären, warum man sich für das teurere Bio-Produkt entscheidet („weil es fair produziert wurde“) oder auf einen Spontankauf verzichtet („weil wir das eigentlich nicht brauchen“).
Belohnung ja, aber mit Maß
Geld als Belohnung für gute Noten oder Hilfe im Haushalt kann motivieren, sollte aber nicht zur einzigen Währung werden. Wertschätzung zeigt sich auch in Zeit, Aufmerksamkeit und ehrlichem Interesse. Geld darf Teil der Erziehung sein, aber nicht das zentrale Steuerungsinstrument. Ein gutes Gleichgewicht ist entscheidend.
5 einfache Wege, wie Kinder Geld verstehen lernen
- Gemeinsam einkaufen: Lass Dein Kind mitentscheiden, was auf den Einkaufszettel kommt und vergleicht gemeinsam die Preise im Supermarkt. Zeige, was ein Angebot wirklich bedeutet und wie man mit einem festen Budget gut haushalten kann.
- Sparziele setzen: Ob für ein neues Spielzeug, ein Kinobesuch oder ein größeres Projekt – gemeinsam zu planen, wie viel Geld dafür nötig ist und wie lange das Sparen dauert, vermittelt Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit.
- Haushaltsbuch führen: Schon Grundschulkinder können Einnahmen und Ausgaben in einem einfachen Heft oder einer App notieren. Spielerisch entsteht ein Gefühl dafür, wo das Geld bleibt und wie man den Überblick behält.
- Fehlkäufe zulassen: Wenn ein ersehnter Kauf sich später als Enttäuschung herausstellt, ist das keine Katastrophe, sondern eine wichtige Lernerfahrung. Kinder begreifen so, dass Geld eine Ressource ist, mit der man achtsam umgehen sollte.
- Digitale Tools ausprobieren: Es gibt inzwischen viele kindgerechte Apps, mit denen sich Sparziele festhalten, virtuelle Konten führen oder Ausgaben dokumentieren lassen. Ideal, um Medienkompetenz und Finanzwissen zu verbinden, besonders bei älteren Kindern.
Fazit: Mit Vertrauen wächst auch die Finanzkompetenz
Ob es ums Taschengeld geht oder um die große Frage „Was ist das eigentlich wert?”, Geldkompetenz entsteht durch Erfahrung, nicht durch Theorie. Kinder brauchen Erwachsene, die ihnen Zeit lassen, Fehler erlauben und gute Vorbilder sind. Wer gemeinsam mit ihnen über Geld spricht, schenkt mehr als Wissen: Er schenkt Sicherheit fürs Leben.
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